
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Aufstellung von Windparks ist vor allem auch eine Frage des Standortes.
Neuer Windpark im Hartmannsholz in Laubuseschbach
Im Regionalplan des Landes Hessen wurde nun neben dem Höhenzug zwischen Laubus-eschbach, Blessenbach und Audenschmiede, dem in der Planung schon recht weit fortgeschrittenen Buhlenberg zwischen Möttau und Dietenhausen, auch das Hartmannsholz und der Laubuswald als weitere Vorrangflächen für Windkraftanlagen auf dem Gebiet der Großgemeinde Weilmünster ausgewiesen. Geplant sind im Hartmannsholz, also in mittelbarer Nähe des Parkplatzes an der Leistenbach/ Hessenstraße und im dicht angrenzenden Laubuswald, die Ausweisung von insgesamt 7 Windanlagen. In Richtung Hasselbach und Weilrod sollen fortlaufend weitere 7 Anlagen gebaut werden. Entstehen wird also insgesamt neben dem schon existierenden Windpark zwischen Laubuseschbach und Blessenbach mit seinen „bescheidenen„ Höhenmaßen, den oben angegebenen und in Planung befindlichen, eine Zusammenballung von 20 bis 25 Windkraftanlagen rund um Laubuseschbach – die Neuanlagen allesamt mit einer Höhe von über 200 m (!).
Vor kurzem noch ein absolutes Tabu, ist die Aufstellung von Windkraftanlagen, von Windparks im Wald - mit einer heute technisch machbaren Höhe von über 200 m – nunmehr erlaubt. Sie wird in jüngster Zeit von politischen Entscheidungsträgern auch zunehmend vorangetrieben, weil als „alternativlos„ gesetzt oder ins ideologische Denkraster passend.
Der Nutzungsdruck auch auf unsere heimischen Wälder nimmt deshalb ständig zu.
Das Ökosystem Wald und seine Auswirkungen auf Mensch und Tier
Wälder sind komplexe Ökosysteme, Lebensraum auch für bedrohte Tierarten sowie wesentliche Grundlage für die menschliche Erholung und Naturerfahrung (gerade auch für die der nachwachsenden Generationen. Wir denken hier unter anderem an die wichtige Aufgabe, die dem Laubuseschbacher Waldkindergarten in diesem Sinne zufällt).
Wälder erbringen vielfache Dienstleistungen, die jeweils mit ihrer standorttypischen Biodiversität im Zusammenhang stehen. Im Hinblick auf die Auswirkungen von Windkraft-anlagen auf den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und auf die biologische Vielfalt bestehen jedoch „noch erhebliche Kenntnislücken„, konstatieren das Bundesamt für Naturschutz und der Naturschutzbund NABU einhellig.
Der Taunus, den der weit gereiste Alexander von Humboldt einst als das schönste Mittelgebirge bezeichnete, wird zur „rotierenden„ Industrieregion – zusätzliche Arbeitsplätze für die heimische Bevölkerung werden aber nicht entstehen. Ganz im Gegenteil! Wen zieht es dann noch in den Taunus, wenn er dort weder Arbeit noch Erholung findet? Man kann eher davon ausgehen, dass die Einwohnerzahl der Taunusdörfer weiter schrumpfen wird. Die viel beschworenen gemeindlichen Mehreinnahmen durch die Verpachtung der Flächen an die kapitalorientierten und hoch subventionierten Betreiberfirmen werden auf Dauer den allgemeinen „Wertverlust„ für unsere Heimat nicht wettmachen können.
Die Einschnitte in die Natur und die unabsehbaren Auswirkungen auf Tier und Mensch
Aus naturschutzrechtlichen Gründen war die Aufstellung von Windkraftanlagen in den Wäldern, wie schon angesprochen, verboten. Aus guten Gründen, gelten die Eingriffe hier als grundsätzlich nicht ausgleichbar. Auch nicht mit so genannten „Ausgleichsflächen„. Zum Bau und der Wartung der riesigen Windkraftanlagen müssten die Waldwege begradigt und wesentlich verbreitert werden, 5,5 Meter und mehr; es müssen Trassen angelegt werden. Erst riesige Betonklötze würden die Standfestigkeit der 205 m hohen Anlagen garantieren. Eine Waldfläche von jeweils ca. 6000 qm und mehr pro Anlage müssten gerodet werden; nicht hinzu gerechnet die Flächen für die „Entkurvungen„ der Waldwege. Bei 25 Windkraftanlagen müssten mithin ca. 150.000 und mehr Quadratmeter Waldfläche gerodet werden. Diese neuen Waldstraßen würden durch den Service- und Bauverkehr der Windanlagen-Betreiber nichts mehr vom Charakter eines Waldweges übrig lassen. Vorbei wäre es mit „über allen Wipfeln ist ruh„. Die Jagdpächter wären nach der Verindustrialisierung ihrer Jagdreviere – verständlicherweise - wohl kaum Willens die Pachten in bisheriger Höhe (an die Gemeinden) weiter zu zahlen.
Die Beeinträchtigungen für die Tierwelt – und dazu wäre ein bedeutenderer Textanteil not-wendig - wären ganz erheblich. Die Lebensräume für die hiesigen Greife, Eulen und Fledermäuse im besonders strukturreichen Laubuswald und im Hartmannsholz mit seinen Teichen und Bächen, den nachhaltig bewirtschafteten naturnahen Waldanteilen und dem unter Naturschutz stehenden Fauna- Flora-Schutzgebiet in den Weiherwiesen, in dem einzigartig der Bläuling, eine Schmetterlingsart, ihren Lebensraum gefunden hat, würden unwiederbringlich zerstört oder in ihrer Wertigkeit beeinträchtigt werden. Kollisionsgefährdet bei solch massiver Anlagenballung wären ohne Zweifel auch die vor allem nächtlich dahin ziehenden Zugvögel, die in großen Scharen im Frühjahr und im Herbst unsere Heimat seit Jahrhunderten als Flugkorridor und Rastplatz nutzen, desgleichen die unsere Aufmerksamkeit weniger in Anspruch nehmenden, aber deshalb für das Ökosystem nicht minder wichtigen verschiedenen Arten von Fledermäusen.
Gerade Arten ohne ausgeprägte Scheu vor den mächtigen Rotoren, so berichtet der Naturschutzbund NABU, wird eine Kollision zum Verhängnis. Und weiter: Die Gefahr für Vögel und Fledermäuse an einem Rotor zu verunglücken, wird dabei vor allem durch den Standort beeinflusst. Man könnte zynisch hinzufügen: Immerhin würde der Fuchs von deren Kadavern gut leben können.
Fazit:
Versuch eines ideologiefreien Fazits: Weder der (Kommunal-)Politiker, der den Ausbau alternativer Energien grundsätzlich ablehnt, noch derjenige, der den Bau von Windkraft-anlagen „auf Teufel komm `raus forciert„, zeigt ein nachhaltiges Handlungsgeschick, sondern allein derjenige, der in sorgfältiger Abwägung eine Standortwahl trifft, die auch die ökologischen Belange vor Ort und die Bedürfnisse von Mensch und Natur zu verknüpfen vermag. Der Laubuswald und das Hartmannsholz als Standorte für einen Mega-Windpark würden dieser Prämisse jedoch zutiefst widersprechen.
„…Es ist eine zu tiefem Nachdenken anregende Tatsache…„, so der große Naturforscher Konrad Lorenz in seinem Schlüsselwerk, „Das Wirkungsgefüge der Natur und das Schicksal des Menschen„, „…dass jede Erkenntnis, mag sie zurzeit, da sie gewonnen wird, noch so wahr sein, den Charakter der Wahrheit verliert, wenn sie zur Doktrin erhoben und als absolut betrachtet wird…!„ Mehr ist dem hier nicht hinzuzufügen.
Mögen dies die beherzigen, in deren Möglichkeiten es liegt, dieses Großprojekt auf ein
menschliches Maß zu stutzen.
Laubuseschbach, 30.06.2013